Ein Jahr in Ägypten

Veröffentlicht am 30. Mai 2025 um 21:49

Heute vor genau einem Jahr sass ich auf meinem bockharten Sofa in der ersten Wohnung hier in Ägypten. Ich kann mich noch gut an den ersten Tag erinnern. Da meine Wohnung noch nicht bezugsbereit war, musste ich vorübergehend in einer anderen Wohnung unterkommen. Aus versprochenen zwei Wochen in der temporären Wohnung, wurden es dann zwei Monate. Die Wohnung war dunkel, drohte dem Zerfall und es musste ordentlich nachgeputzt werden. Angekommen wollte ich mir eine Dusche gönnen, doch da begegnete mir bereits Problem Nummer 1: Dusche kaputt. Da es natürlich einige Tage dauerte, bis der Handwerker aufkreuzte, ging ich zum Frisör meine Haare waschen. Als ich dann das erste Mal die Wäsche waschen wollte, entdeckte ich Problem Nummer zwei: Waschmaschine funktioniert nicht. Und so ging es weiter und weiter. Ich habe solche Situationen immer mit Humor und auf die leichte Schulter genommen. Sich zu ärgern, macht das Leben nur schwer.

Was zu beginn alles total aufregend, neu und wahnsinnig war, ist heut nach einem Jahr in Ägypten zur Normalität geworden. Das erste halbe Jahr habe ich täglich Stories auf Insta gepostet, weil es so viel neues zu erzählen gab. Heute mache ich das kaum noch, da ich so sehr im Alltag hier angekommen bin, dass ich oft vergesse, dass dies oder das vlt. Sau spannend für euch sein könnte. Wenn ich jetzt aber diese Zeilen hier verfasse und zurückdenke, was heute vor genau einem Jahr war und wie ich hier gestartet habe, bekomme ich Gänsehaut. Vor genau einem Jahr habe ich den mutigsten und grössten Schritt meines Lebens gewagt. So so lange habe ich davon geträumt und ich wusste immer, dass ich es irgendwann durchziehen werde. Ich würde mal sagen, die Kraft der Manifestation hat gekickt! ;)

Mein Leben hat sich komplett verändert. Ich kann mir das Leben vor Ägypten schon gar nicht mehr vorstellen. Ich trage hier dauerhaft ein unbeschreibliches Gefühl in mir. Ein Gefühl, welches mich glücklich sein und strahlen lässt. Klar, auch hier habe ich meine schlechten Tage und meine Krisen und manchmal holt mich die Vergangenheit ein. Doch mir ist aufgefallen, dass wenn es mir hier einmal schlecht geht, erhole ich mich viel schneller und kann mich viel besser regenerieren. Liegt es an der Sonne, am Meer, am Tauchen oder am ganzen Land? Ich weiss es nicht. Es ist einfach so und dafür bin ich sehr dankbar! Ich habe mein Zuhause gefunden, mein Ort, an dem ich mich vollkommen wohl fühle und ich so sein kann, wie ich bin. Im vergangen Jahr durfte ich so vieles lernen. Über das Tauchen, über eine neue Kultur, über Menschen und auch über den Islam. Viele Vorurteile habe ich beseitig und habe zu einigem eine neue Betrachtungsweise gewonnen. Vieles ist nicht so, wie wir es in Europa zu glauben wissen.

Was ich ebenfalls gelernt habe, ist zu verstehen, was wirklich zählt im Leben. Es ist nicht ein grosses Bankkonto oder das neuste Auto. Es sind die Erfahrung, welche dich und deine Persönlichkeit weiterbringen. Ich glaube an das Leben nach dem Tod und da weiss ich, wird mir mein Geld nichts bringen. Alles, was ich dorthin mitnehmen werde, bin ich selbst. Also investiere ich in mich selbst! Ich hoffe, du tust das auch :)

Salam

eure Julia, die weiter in ihrem Traum taucht.

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Kommentare

Isabelle Wehlmann
Vor 3 Monate

Perfekt....kann dich so gut verstehen. Ich freue mich, dass es dir so gut geht und d du dich so wohl fühlst. Vor allem aber auch, dass du so tolle Menschen kennenlernst und das tolle Land.
Wir sehen uns und ganz liebe Grüße von Bernd & Isa
Pass auf dich auf und genieße es

Rinchen
Vor 3 Monate

Wenn ich deine Instagram- oder Blog-Story anschaue, erinnere ich mich immer sehr an die Zeit, als ich neu in die Schweiz gekommen bin. Ich weiß genau, wie es sich anfühlt – diese große Freiheit: Ich darf plötzlich alles tun, was ich will, obwohl vieles sehr schwierig ist.
Ich habe versucht, alles mit einer “Egal-Haltung” zu nehmen – selbst dann, wenn ich mit schwierigen Problemen oder Verletzungen konfrontiert wurde. Ich wusste: Es gibt Dinge, die ich nicht ändern kann.
Aber ich selbst werde mich ändern – durch das Eintauchen in eine neue Kultur, neue Gesetze, eine neue Gesellschaft.
Mit der Zeit bin ich dadurch immer glücklicher geworden – auf eine ruhige, stille Weise. Sozusagen: passiv glücklich.